Studienreise: Kaukasus

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Mit dem Auto vom Kaspischen Meer bis ans Schwarze Meer

Teil I: Aserbeidschan

Organisator: Travel Book Shop / Regula Weber in Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern

Datum: 21.9.2015 – 11.10.2015
Autorin: Travel Book Shop, Barbara Weber

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Reisebücher


Reisekarten


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Teil I: Aserbeidschan – Land des Feuers

In diesem Land ist Feuer dass prägende Element – hier brennt alles – sogar Wasser! Das Land zwischen dem Grossen und dem kleinen Kaukasus ist mehrheitlich flach und nicht sehr abwechslungsreich. Landwirtschaft ist für viele Einwohner die Hauptbeschäftigung und entsprechend arm sind viele Menschen. Vom Erdöl und Gasreichtum profitieren vor allem die Städte und die Oberschicht. Aserbaidschan ist ein muslimisch geprägtes Land mit vergleichsweise guter Sicherheitslage und wenig Kriminalität. Die Aserbeidschaner sind sehr stolz auf ihr Land und zeigen es Fremden gerne. Sie legen grossen Wert darauf als religiös tolerant zu gelten.

Der Gründer des heutigen, seit 1991 unabhängigen Staates, Heydar-Alyev ist immer noch sehr präsent. Von seinem Sohn und Nachfolger ist wenig zu sehen. Die Staatform nähert sich einer Diktatur an. Die politische Situation des Landes ist in den letzten beiden Jahrzehnten vom Konflikt um die aserbaidschanische Region Nagorno-Karabach geprägt worden. Trotz eines seit 1994 geltenden Waffenstillstandes und trotz intensiver Bemühungen der internationalen Gemeinschaft um eine friedliche Lösung des Konflikts besteht dieser nach wie vor.

 

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1. Tag: Zürich – Baku
mit Türkisch Airlines nach Baku. Der erste Eindruck der nächtlichen, aserbeidschanischen Hauptstadt ist eine Überraschung. Eine hochmoderne Stadt, mit vielen kühnen Bauten und einer sechsspurigen Autobahn bis mitten in die Stadt, empfängt uns.
Übernachtung: Hotel Sultan Inn. Gepflegtes Hotel zentral in der  Altstadt gelegen. Gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Tolle Restaurant-Terrasse gleich neben dem Frauenturm.

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Tag: Stadtbesichtigung Baku
Ozean, Pariser Flair und mittelalterliche arabische Architektur gehen in Baku eine einmalige Symbiose ein. Ganze Strassenzüge sind europäisch- klassizistisch und erinnern sehr an Paris. Alle edlen Marken dieser Welt haben in Baku eine Adresse. Baku wurde mit enormem Aufwand modernisiert. Leider oft nur die Fassade. Baku ist für Europa der einzige Zugang zu Erdöl und Gas, welche weder Russland noch dem Iran gehören und diese Bodenschätze haben das Land reich gemacht. Wir besuchen einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten, allen voran den Sultanspalast von Shirvan Schah. Der Palast ist vornehm schlicht und sein feingelber Farbton in der ganzen Stadt an vielen Gebäuden zu sehen. Es ist die Farbe dieser Stadt. Die Altstadt ist klein aber schön (UNESCO-Welterbe) und so sorgfältig renoviert, dass kaum mehr etwas vom orientalischen Strassenleben übrig geblieben ist. Wir essen in einer der kleinen Karawansereien sehr gepflegt zu Mittag. Es ist nicht ganz einfach von der Altstadt über die sechsspurige Autobahn in die grosszügigen Parkanlagen entlang dem Meer zu kommen. Bis wir die Unterführung gefunden haben, dauert es. Das neue Teppichmuseum liegt in diesen Parkanlagen und ist schon von weitem durch seine Form eines riesigen, gerollten Teppichs zu erkennen. Ein Besuch lohnt sich, und schon wird es Abend. Ein Tag ist natürlich zu wenig für Baku und wir müssen auf vieles verzichten, aber etwas ganz spezielles haben wir uns für den späteren Abend organsiert. Eine Fahrt zu den brennenden Feldern von Yamar Dag, 60 km nördlich von Baku. Dort brennt der Fels schon seit Jahrhunderten – ein magischer Platz und ein faszinierender Anblick.
Restaurant: Muzey Shirvanshah, ein romantisches Lokal im Stil einer alten Karawanserei mit traditioneller Musik und gutem Essen. Sehr zu empfehlen.
2. Übernachtung: Hotel Sultan Inn

 

3. Tag: Gobustan – Shirvan Nationalpark
Bis wir in einem sehr komfortablen Mercedes mit Fahrer Yusef und Reiseleiterin Günnar starten können sind einige Hindernisse zu bewältigen. Yusef kann kein Englisch, das reservierte Auto ist für unser Gepäck viel zu klein und der bestellte Guide ist anderweitig gebucht, sodass in letzter Minute eine ganz junge und unerfahrene Reiseleiterin organisiert wird. Die arme Günnar hat kaum Zeit etwas Reisegepäck mitzunehmen und steht ausser Atem an unserem Frühstückstisch. Wie sich bald herausstellt, hat sie keine Ahnung vom Land, kann aber einigermassen Englisch. Wir fahren los und mit der Herrlichkeit der Hauptstadt ist es spätestens bei den tristen und verlassenen Ölfeldern vor der Stadt zu Ende. Das stört uns weiter nicht, denn was wir heute sehen wollen, liegt sowieso weit in der Vergangenheit: Die Felsenzeichnungen von Quobustan. (UNESCO-Welterbe) Es sind einzigartige Felsengravuren verschiedener Zeitepochen. Das Museum vor Ort ist absolut Spitze. Ohne den Rundgang durch das interaktive Museum kann man diese Felsenzeichnungen kaum verstehen und würdigen und so verbringen wir fast zwei Stunden im Museum. Der anschliessende Rundgang durch die Felsen ist der krönende Abschluss dieser einzigartigen Fundstätte.

Im Umkreis von Quobustan gibt es zahlreiche Schlammvulkane.Wir kurven auf holperiger Strasse durch eine öde, felsige Landschaft und ohne die sorgfältigen Angaben im Reiseführer, hätten wir sie wohl kaum gefunden. Es sind leise glucksende, kleine Vulkankegel, aus denen ein kalter Lehmbrei quillt. Der Lehm soll sehr heilend sein und wurde schon im Altertum genutzt.

Im Sirvan Milli Nationalpark angekommen, warten ein Führer und ein robuster Jeep auf uns. Der Park ist ein wichtiges Reservat und eine Zwischenstation für grosse Vogelschwärme auf ihren Reisen in den Süden oder Norden. Begeistert sichten wir die erste Kropfgazelle. Kropfgazellen, die einzige Gazellenart Europas, sind vielerorts vom Aussterben bedroht oder bereits ausgerottet. Der Sirvan Milli Nationalpark ist auch eine Aufzuchtstation. Hier sind sie häufig und wir sehen noch viele an diesem Tag. Es sind rehgrosse, zierliche Tiere. Als Besonderheit tritt während der Paarungszeit bei den Männchen der Kropf deutlich sichtbar hervor. Wir holpern durch Gestrüpp und Büsche bis zu einem See und sichten, versteckt hinter Schilf, die ersten Flamingos, Pelikane und das seltene Purpurhuhn. Die meisten leider ziemlich weit weg. Kaum auf der Rückfahrt, lärmt ein Helikopter über uns und scheucht grosse Schwärme von Flamingos und Pelikanen auf – fantastisch, und wie unser Führer versichert, nur selten zu sehen da auch der Helikopter nur selten über den See fliegt! Bienenfresser flattern auf der Strasse vor uns und zieren mit ihrem wunderbar bunten Gefieder das staubige Gelände. Ob es wirklich ein Weisskopf-Adler war, der eben majestätisch am Horizont kreiste ist nicht ganz sicher – aber vorkommen tun sie hier.
Zusammen mit unserem Parkführer lernen wir ein kleines Restaurant kennen, in welches wir uns alleine wohl nie getraut hätten. Es sieht mehr als schäbig aus, aber das einfache Essen ist vorzüglich und kostet praktisch nichts. Diese Restaurants sind übrigens recht häufig, da wir uns auf der Hautstrasse in den Iran befinden. So sehr wir unseren Reise-Know-How Führer schätzen, bei der aktuellen Hotelempfehlung in Isti-Su müssen wir passen. Das Hotel wirkt verlassen und halb verfallen, die grosszügigen Teiche verschlammt. Es ist nicht das erste Mal, dass wir feststellen müssen, wie rasch hier Neues verlottert. Dafür werden wir ein paar Kilometer weiter fündig.
Übernachtung: Isti Su: Hotel Vilas Palace, grosszügige Zimmer, grosser Park mit Restaurant. Das schmackhafte Essen wird jeder Gästegruppe in einem separaten Häuschen serviert.

 

4. Tag: Störzucht und Hirkan Nationalpark
Alltag in Aserbeidschan: Ein Handykabel ging verloren und wir brauchen Briefmarken für unsere Postkarten. Unsere Führerin weiss nicht was Briefmarken sind und auch eine Postkarte hat sie noch nie gesehen - etwas fassungslos erklären wir ihr das Ganze. Nach längerem Suchen finden wir das Post-Office von Isti Su. Niemand dort weiss, wie viele Briefmarken für Europa oder Amerika benötigt sind – aber es gibt sowieso nur zwei und die kleben wir auf jede Karte. Ganz anders das Handy-Kabel. Hinter verlotterten Fassaden und Türen empfangen uns modernste Shops und im Nu haben wir unser Kabel.
Auf dem Weg in den Süden zum Hirkan Nationalpark soll es eine Störzuchtgeben. Das interessiert uns, und unser Fahrer, den wir jeden Tag mehr schätzen, fragt sich durch. Leider ist ein mohammedanischer Feiertag, die Fischzucht deshalb geschlossen. Glücklicherweise ist der örtliche Leiter anwesend und spricht auch noch ausgezeichnet Französisch. Er gibt uns eine Privatführung. In den letzten zehn Jahren hat sich der Bestand der Störe im Kaspischen Meer selbst nach bescheidensten Schätzungen um 35 bis 40 Prozent verringert. Gegen Ende der 80er Jahre waren hier noch 90 Prozent des Weltbestandes an Stören zu verzeichnen gewesen. Heute gehören zur Liste der Störfische, die vom Aussterben bedroht sind, der Beluga (der Riesige Hausen), der Glattdick, der Langnasen-Stör und die Spitznase. Die Gründe für die Dezimierung sind zahlreich: die groß angelegte Wilderei, die zunehmende Erdöl- und Erdgasförderung im Becken des Kaspischen Meeres, größere Mengen von ungereinigten Abwässern und der Rückgang der Zahl von Laichplätzen. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Population von Störfischen ist die Fischzucht. Jedoch stehe der Beitrag der Anliegerstaaten des Kaspischen Meeres in keinem Verhältnis zum Fischfangumfang, stellt unser Referent fest.
Immerhin gibt es in Aserbaidschan mehrere Fischzuchten – in der modernsten stehen wir gerade - die jedes Jahr Millionen von Jungfischen aufziehen und im Kaspischen Meer aussetzen. Die Spitznase hat es uns besonders angetan – Die ca. 10 cm langen Jungfische haben etwas Drolliges. Mit herzlichen Dank und einer Schweizer Schokolade verabschieden wir uns.
Endlich im Hirkan-Nationalpark angekommen empfängt uns der dortige Leiter. Auch er verweist auf den mohammedanischen Feiertag, aber es hätte jemand vor ein paar Tagen angerufen und diese Führung gebucht. Wir sind erstaunt, wissen von nichts, sind aber froh, dass wir nicht vor verschlossenen Türen stehen.
Der Hirkan-Nationalpark gehört zu den artenreichsten Laubwäldern der gemäßigten Zone Eurasiens. Ein Großteil der Wälder blieb unberührt von Holzeinschlag und Beweidung.
Zu den endemischen Arten, die der Besucher hier antrifft, und die als letzte Relikte aus der Eiszeit, genauer, aus dem Tertiär gelten, zählen der Eisenholzbaum (lat. Parrotia persica), und die die Orient-Buche (lat. Fagus orientalis). Der bis zu 30 Metern hohe und vielfach verzweigte Eisenholzbaum, verfügt über eine so hohe Dichte, dass sein Holz im Wasser untergeht. Das zweite Wahrzeichen des Parks ist der Kaukasus-Leopard. Wie praktisch alle Besucher des Parks müssen wir uns mit Schilderungen über den Leopard begnügen – ihn zu sehen ist unwahrscheinlich. Er lebt nur noch in den gesperrten Teilen des Parks und ist sehr scheu. Das Handy unseres Führers läutet mehrfach und jetzt stellt sich heraus, dass wir die falsche Gruppe sind! Die andere hat sich jedoch verspätet und in der Zwischenzeit hat uns der Parkleiter ins Herz geschlossen und lässt die andere Führung sausen. Fasziniert hören wir bei einem Gläschen Tee seinen Schilderungen über Leopardenbegegnungen zu. Ein Artikel in der NZZ über den kaukasischen Leoparden hat uns eigentlich hierher geführt und jetzt erfahren wir, dass unser Führer damals mit dem Journalisten unterwegs war und wir seine Geschichte gelesen haben.
Zwar drängt die Zeit aber der Parkleiter besteht darauf, uns noch die Quelle Yanar Bulaq das brennende Wasser zu zeigen. Also fahren wir bis 7 km an die iranische Grenze und staunen: Ein Dorfplatz und in der Mitte ein gedeckter Brunnen. Eine normale Brunnenstaude aus der oben Wasser sprudelt Unser Führer hält das Feuerzeug ans Wasser und tatsächlich, das Wasser brennt! Es hat leider etwas viel Wind. Aber bei Windstille sitzen abends die Dorfbewohner um den Brunnen, plaudern, füllen Wasser ab und wärmen sich gleichzeitig am Feuer ihres Trinkwassers – Das gibt’s wohl nur im Land des Feuers. Rückfahrt nach Isti Su.
2. Übernachtung: Isti Su; Hotel

 

5. Tag: Fahrt nach Sheki
Heute ist ein langer Reisetag. Bis Sheki sind es über 500 km. Die meisten Strassen sind nicht schlecht aber unsere Neugierde für dies und jenes am Strassenrand sorgt immer wieder für Unterbrechungen. Bei einer Kaffeepause gelingt uns ein anspruchsvolles Gespräch mit unserem Fahrer über Glaube und religiöse Toleranz. Der Mann ist sehr gebildet aber wie viele Akademiker findet er keinen Job. Die junge Reiseleiterin tut ihr bestes beim Übersetzen und als wir feststellen, dass unsere Glaubensvorstellungen gar nicht so weit auseinander liegen, verbindet uns eine Herzlichkeit und Vertrautheit, die wir hier in einem muslimischen Land nicht erwartet hätten. Von nun an wären die beiden mit uns durchs Feuer gefahren. Glücklicherweise drängt sich das auch im Land des Feuers nicht auf. Wir kommen dem Kaukasus und den Bergen immer näher. Die recht eintönige und karge Landschaft wird fruchtbarer und erste Bäume tauchen auf. Bis zum Mittagessen sind wir doch tatsächlich in der Stadt Qebele, Es gibt eine anspruchsvolle Skipiste, aber nach schweizerischen Massstäben wirkt das Skigebiet bescheiden. Bekannt geworden ist Quebele wegen seiner Raketenabwehrstation, die südlich des Ortes wie ein mächtiger Betonriese aufragt. Die Einfahrt in den Ort zieht sich über Kilometer und wirkt eher mondän. Durch unser Restaurant führt malerisch der Dorfbach. Die Aserbeidschaner lieben es getrennt von anderen Gästen zu speisen. Also bestehen alle besseren Restaurants aus vielen getrennten Häuschen oder Räumen, so dass jede Gesellschaft für sich tafeln kann. Alles ist sehr touristisch, aber sympathisch. Hier haben wir den schlechtesten Wein unseres Lebens probiert! Nicht einmal römische Soldaten, die kamen hier nämlich auch vorbei, hätten den getrunken. Seither lassen wir uns immer ein Glas zum Probieren geben. Unterwegs fallen uns die kilometerbreiten Flussbeete auf, die entlang dem Kaukasus immer wieder die Landschaft prägen. Wir werden sie auch in Georgien sehen. Hier hat das Wasser noch Platz und mäandert nach Belieben dem Meer zu. Ebenso staunen wir über riesige Haselnussplantagen. Viele Kilometer lang säumen sie die Strasse. Sie sind ein starker Wirtschaftsfaktor dieser Region. Wir fahren durch ein Bäckerdorf und lassen uns zeigen wie hier Brot gemacht wird. Schon länger haben wir uns gefragt, woher das wohlschmeckende Brot kommt, das wir jeden Tag gegessen haben. Jetzt wissen wir es. In einfachen Holzöfen wird in der Mitte ein Feuer gemacht, die Teigfladen an die heissen Ofenwände geklatscht und so gebacken.
Gegen Abend treffen wir in Sheki ein. Der erste Eindruck ist nicht gerade berauschend – aber so ist es häufig mit fremden Orten – man muss sich einfach Zeit lassen und ohne Erwartungen schauen.
Wir beziehen unsere Hotelzimmer und unternehmen einen Stadtspaziergang entlang des Flusses zur Karawanserei und zum Khan-Palast hoch. Früher säumten kleine Handwerksbetriebe mit unterschiedlichsten, hochwertigen Waren die Karawanenstrasse, heute werden in den gleichen Werkstätten vor allem Zuckerwerk und billige Souvenirs angeboten. Beides keine Versuchung für uns. Drei grosse Karawansereien zeugen von der Bedeutung die Sheki früher als Handelsplatz hatte. Die grösste Karawanserei ist leider wegen Renovation geschlossen. In der viel älteren, schönen und stimmungsvollen Karawanserei höher oben in der Stadt kann man sogar übernachten. Der Komfort ist jedoch sehr bescheiden.
Übernachten: Hotel Sheki-Saray, zentral gelegen, grosszügige Zimmer, gutes Frühstück.

 

6. Sheki Festung und Khan-Palast  Komm und sieh!
Heute haben wir einen lokalen Guide, Waleh, der gut deutsch spricht und dem wir interessante Gespräche mit den Einheimischen verdanken. Wir können ihn bestens empfehlen. Unsere erste Station ist die Festung mit dem Khan-Palast. Ein recht kleines aber sehr eindrückliches Gebäude mit unglaublichen Mustern in osmanischen Stil an Wänden und Decken – So stellt man sich einen Palast aus tausend und einer Nacht vor. Der Name der Festung ist: „Komm und sieh“ und beruht auf einer historisch verbürgten Geschichte: Der persische Schah, wollte herausfinden welcher Fürst im Norden Aserbeidschans es wagte ihm zu trotzen. Statt seinen Namen gab der Fürst von Sheki dem Boten des Schahs die Antwort: Komm und sieh! Die Perser kamen, sahen aber siegten nicht. Die Stadt verteidigte sich erfolgreich und konnte nicht erobert werden.
Etwas nördlich von Sheki liegt das alte Dorf Kis mit seiner Museumskirche (12. Jahrhundert). Es ist nur zu Fuss über einen kurzen, steilen Aufstieg zu erreichen. Hier sehen wir noch unverfälschtes Dorfleben, wie es seit Jahrhunderten stattfindet. Ausgrabungen belegen, dass hier seit 5000 Jahren ein Heiligtum steht. Was uns jedoch besonders fasziniert, sind die freigelegten Skelette von Menschen, die zwischen 2 Meter und 2.40 (ein Frauenskelett!)gross waren. In Kis steht ein Denkmal von Thor Heyerdahl, der eine historische Verbindung Norwegens und Aserbeidschans vermutete. Unter den Nordmännern könnten wir uns solche Rieses eher vorstellen.
Von der berühmten Handwerkskunst in Sheki ist nicht mehr viel übriggeblieben. Wir besuchen einen Glasfenster-Handwerker, der filigrane Glasfenster mit Holzsprossen, ganz ohne Leim anfertigt. Im Palast und an einzelnen Gebäuden sind diese Fenster noch zu bewundern. Es ist Samstag, die Seidenfabrik ist geschlossen und der Verkaufsladen eine grosse Enttäuschung. Das angebotene Sortiment an Seidenstoffen erinnert an russische Planwirtschaft und ist sehr unattraktiv. Die nächste Station ist ein Zuckerbäcker der Halva, eine Baklava-Spezialität, herstellt. Wir sind fasziniert. Mit äussert einfachen Mitteln werden feine Gitter aus Reismilch auf heisse Platten gespritzt. So entstehen filigrane Netze, die in grosse, runde Bleche geschichtet werden. 10 Netze dann folgen 3 kg Haselnuss- und Mandelfüllung, dann wieder 10 Netze. Das ganze wird geschickt am Rande verschlossen und literweise mit einem Honig-Zuckersirup übergossen. Die fertigen Fladen werden mit einem Sirup aus Safran gitterartig verziert und anschliessend in kleine Rechtecke geschnitten und verpackt. Uns tun die Zähne schon beim Zuschauen weh, aber natürlich kaufen wir als Dankeschön für die Demo einige Packungen. Die Leute hier sind ganz verrückt danach, entsprechend sehen die Zähne in den lachenden Gesichtern aus. Wir schenken die Süssigkeiten im nächsten Land grosszügig weiter. Handwerk interessiert uns immer und unser Guide hat die nötigen Verbindungen. Wir landen bei einem Gemüse-Koserviererund staunen vom neuen. In einem Hinterhof, völlig unbelastet von hygienischen Vorgaben, werden Aubergines von Hand mit einer Kräuterfüllung vollgestopft, gesalzen und in grosse Gläser geschichtet. Diese lässt man einige Zeit an der Sonne stehen. Anschliessend werden sie verschlossen. Wie das ganze haltbar bleibt ist uns ein Rätsel, aber die Gläser werden sogar exportiert. Eingemachte Gemüse und Früchte sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährung und fast alles was wächst, wird so konserviert. Wir kaufen Konfitüre, die aus Rosenblättern hergestellt wurde und auch zum Tee wunderbar schmeckt.
Jetzt haben wir Hunger bekommen und unser Guide führt uns in einen Jägerkeller. Zwischen ausgestopften Tieren, Bärenfellen und Hirschgeweihen wird ein üppiges aserbeidschanisches Mal serviert. Es schmeckt uns köstlich. Eine Spezialität ist eine klare Suppe mit fettigem Hammelfleisch und Kichererbsen. Brotwürfel werden dazugegeben und dann das ganze solange mit der Gabel zerdrückt, bis ein feiner Brei entstanden ist – eindeutig Krieger oder Holzfällernahrung! Wir sind  Waleh sehr dankbar. Ohne seine Beziehungen hätten wir das meiste des heutigen Programmes nicht erlebt.
Übernachten: Hotel Sheki-Saray,
Restaurant: Çingiz Club

7. Tag: Reise zur georgischen Grenze und Einreise nach Georgien
            Illi Su, alte Platanen, Grenzübertritt
Unser Aufenthalt in Aserbeidschan geht seinem Ende zu. Wir brechen auf, Richtung georgische Grenze. Unterwegs gibt es aber noch ein paar interessante Orte zu besichtige. Als erstens halten wir an einem der Strassenmärkte, die es hier in jedem Dorf gibt. Sie sind klein, aber es immer eine Freude die lokalen Produkte und die Produzenten zu beobachten. Das hängen zum Beispiel überall so komische rote, braune oder beige Schoten, die wie aus Gummi aussehen. Es ist eine weit verbreitete Spezialität und heisst Tschurtschchela. Nüsse werden dazu auf einem Faden aufgezogen und in eine Flüssigkeit aus, mit Mehl gebundenem Traubensaft getaucht und dann getrocknet. Der Geschmack ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber als Nahrungsmittel und Wegzehrung ideal, weil lange haltbar. Tomaten und Gurken sind hier wunderbar aromatisch und Bündel von frischen Kräutern gehören zu jeder Mahlzeit. Vor allem Koriander und Basilikum haben es uns angetan. Unser nächstes Ziel ist Illi Su. Kurz vor der Ortschaft spannt sich die Ulu-Körpü-Brücke aus dem 16. Jahrhundert malerisch über den Fluss. Eigentlich wollen wir zum Ram-Ram-Wasserfall mit dem alten Hammam Piri. Nach längerem Suchen, landen wir hoch oben im IIisu Resort, einer grosszügigen Ferienanlage und wandern los, wie sich bald herausstellt zum falschen Wasserfall, mit wenig Wasser und ganz ohne Hammam. Trotzdem, die Landschaft ist schön und die steile Wanderung hat uns gut getan. Aber eine 800 Jahre alte Platane– die müssen wir unbedingt sehen und fahren ins Zentrum von Zaqatala. Lange Gesichter, jetzt sind wir echt enttäuscht: Ein Sturm hat die Platane vor 2 Jahren gefällt. Stehen geblieben sind zwei prächtige, rund 250 Jahre alte Platanen, auch sie sind den Besuch wert. Wir trösten uns in einem kleinen Kaffeehaus, dessen Hof durch eine uralte Kirchenwand abgeschlossen wird. Durch ein vergittertes Kirchenfenster, das die Wirtin uns öffnet, steigen wir in die Ruine. Es soll eine armenische Kirche aus dem 7. Jahrhundert sein. Pläne für eine Renovation sind vorhanden.
Es reicht noch für den Basar in Balakan, er ist recht gross, zu kaufen gibt es aber kaum etwas. Gegen 16.00 Uhr sind wir an der Grenze nach Georgien, die wir zwingend zu Fuss überqueren müssen, weil Yusef die Grenze nicht überschreiten darf. (Hätte er seinen Pass dabei dürfte er fahren, das hat ihm leider niemand gesagt). 300 Meter weit tragen wir unser Gepäck, noch begleitet vom Fahrer und Günnar, die uns beim Schleppen helfen. Beide haben diese Woche ihr eigenes Land besser kennengelernt und dafür sind uns sehr dankbar. Gerührt nehmen wir Abschied von den beiden und umarmen uns zum Abschied herzlich. Sie werden uns fehlen. Ob wir in Georgien auch so treue Begleiter finden werden?


 

Fortsetzung der Reise siehe Beitrag „Georgien“ ...»

 



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