Studienreise: Kaukasus

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Mit dem Auto vom Kaspischen Meer bis ans Schwarze Meer

Teil II: Georgien

Organisator: Travel Book Shop / Regula Weber in Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern

Datum: 21.9.2015 – 11.10.2015
Autorin: Travel Book Shop, Barbara Weber

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Reisebücher


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Teil II: Georgien – Land des Weines

Die Georgier sind nette und unverstellte Menschen, ihre Gastfreundschaft ist sprichwörtlich. Die georgische Küche ist eine der ältesten und abwechslungsreichsten Küchen der Welt und hat eine wichtige Bedeutung in der Gesellschaft.

Der Tourismus hat sich erst in den letzten paar Jahren In Georgien entwickelt ist aber bereits einer der florierenden Wirtschaftszweige. Die ganz eigene Sprache mit eigener Schrift sowie die uralte Weintradition sind zwei prägende Elemente des Landes. Auf Beide sind die Georgier sehr stolz. Das Land zwischen dem Grossen und dem kleinen Kaukasus ist mehrheitlich flach und fruchtbar, in einigen Regionen auch steppenartig und sehr trocken. Vor allem die Regionen am Kaukasus sind landschaftlich sehr reizvoll. Landwirtschaft und Weinbau sind für viele Einwohner die Hauptbeschäftigung. Fast jede georgische Familie besitzt ein paar Rebstöcke oder einen kleinen Rebberg.

Nach der Unabhängigkeitserklärung von der Sowjetunion 1991 sind die Autonomieansprüche von Abchasien, Adscharien und Südossetien ein ständiges Thema. 2003 hat eine ganz neue, junge Regierung unter Saakaschwili für einen unglaublichen Reformschub gesorgt. Die Korruption wurde dadurch gestoppt, dass sämtliche Polizisten des Landes entlassen wurden. Drei Monate hatte Georgien keine Polizei! Eine Firma gründen ist in Georgien einfacher als in der Schweiz. Bezahlsysteme für den öffentlichen Verkehr sind bargeldlos und topmodern. Handys omnipräsent. Leider beginnen bereits wieder die strukturkonservativen Kräfte zu wirken. Der autoritäre Führungsstil Saakaschwili führte zu Demonstrationen und zu seiner Abwahl 2012.

Georgien ist für Mitteleuropäer ein sehr günstiges Reiseland, vor allem wenn man privat reist.

 

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Endlich sind wir drüben und atmen auf. Diese Grenzübertritte sind immer etwas heikel und zu Fuss ziemlich anstrengend. Wir wechseln als erstes Geld: Jetzt sind es nicht mehr Manat sondern Lari (GEL) Zwei Taxis bringen uns an den Eingang des Lagodechi-Nationalparkes.  Dort haben wir in einer kleine Pension Zimmer reserviert. Eine herzliche, älter Frau empfängt uns. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und hell. Morgen soll das grosse Abendteuer mit dem Pferde-Treckking beginnen. Wir sind alle etwas unruhig und denken, wenn das bloss gut geht!

Das Abendessen ist opulent. Das ganze Programm an georgischen Spezialitäten: Tomaten und Gurkensalat an einer Baumnusssauce, Fleischterrine, weisser Käse, gebratenes Huhn, Hackfleischplätzchen, Kartoffelstock mit Dill
 und Bratkartoffeln, gefüllte Teigtaschen(Chinkali), Hackfleischbällchen in einer feinen Sauce, Mischgemüse (ähnlich unserem Ratatouille) Auberginen gefüllt mit Käse und ein wunderbarer heisser Teigfladen gefüllt mit etwas Käse (Adscharuli Chatschapuri). Dazu natürlich dieses wunderbare Fladenbrot. Als Nachspeise gibt es meistens Obst. Wir schaffen kaum die Hälfte dieser Köstlichkeiten.

Übernachtung: Hotel Pension Irma. Die fröhliche Mutter schmeisst den Laden. Ihre Englischkenntnisse sind leider sehr, sehr rudimentär. Tochter Irma dagegen wirkt uninteressiert und ist selten zu sehen.

 

8./9. Tag: Treckking im Lagodechi-Nationalpark

Wir packen Kleider, Schlafsäcke, Kochgeschirr und Lebensmittel für drei Tage in zwei grosse Reisetaschen. Um 9.00 Uhr kommt der Führer und bindet das Gepäck auf sein Reittier. Wir gehen die paar Schritte zum Park und sehen unsere Pferde. Klein und zäh sehen sie aus. Erstes erleichtertes Aufseufzen, die Sättel sind sehr bequem und beim Aufsteigen wird gerne geholfen. Da der Führer kein Wort Englisch kann, wird in letzter Minute noch Simon, ein englisch sprechender Guide organisiert. Der Arme ist noch nie auf einem Pferd gesessen. Das Wetter ist warm und schön. Wir reiten durch einen lichten Wald, ein holperiges Flussbeet hoch und über einen kleinen Fluss. Dann geht es bergaufwärts. Der Urwald, durch den wir reiten, ist phantastisch. Uralte oft 30-40 Meter hohe Eichen, Buchen und andere Laubbäume umgeben uns. So also sieht ein europäischer Urwald aus, der über Jahrtausende nie gefällt wurde. Wir sind begeistert, die Sättel immer noch bequem, die Steigung allerdings allmählich unheimlich. Kaum zu glauben was diese Pferde schaffen. Immer nach einer halben Stunde sitzen wir ab und lassen die Pferde etwas ausruhen. Mit „Otsch“ treiben wir sie dann wieder an und nehmen die nächste Steigung. In 6 Stunden (inklusive Pausen) tragen uns diese zähen Tiere 1500 Meter den Berg hoch!

Es sind brave, gutmütige Tiere, die weder schlagen noch beissen. Das Lastpferd, das neben unserem Gepäck auch noch den Führer trägt, führt ein 3-monatiges Fohlen mit, welches munter mitspringt und immer wieder bei der Mutter trinkt. Nach 5 Stunden kommen wir an die Waldgrenze. Eine atemberaubende Berglandschaft tut sich auf. Einzelne, riesige Ahornbäume, herbstlich bunt gefärbt, stehen zwischen Büschen und farbiger Graslandschaft. Ein wunderbarer Anblick!

Unser Nachtquartier ist ein bescheidenes, gelbes Häuschen, eine Wetterstation aus dem 2. Weltkrieg. Wir haben zu viert ein kleines Zimmer. Alte Eisenpritschen mit Pavatex-Platten ohne Matratzen! Sonst gar nichts. Ein paar Georgier nebenan, haben wenigstens 2 Matratzen und einen Tisch. Die Umgebung und die Aussicht jedoch sind phantastisch. Wir suchen die umliegenden Berge mit dem Feldstecher nach Steinböcken, Hirschen und Adlern ab. Leider sehen wir kein einziges Tier. Wir sammeln Holz und machen Feuer. Im mitgebrachten „Pfadikessel“ kochen wir uns eine Suppe mit Fleischklössen und anschliessend Tee. Es ist nicht sehr wohnlich, hier auf dem Berg. Keine Tische und Sitzbänke, so ziemlich alles fehlt. Da es bald dunkel wird und junge Georgier, Polen und Russen, das Feuer umlagern, ziehen wir uns ins Zimmer zurück und schieben bei Taschenlampenlicht, und mit der Unterseite unserer Reisetasche als Tisch, einen Jass. Die harten Betten laden gar nicht zum Schlafen ein. Es wird eine harte Nacht mit wenig Schlaf, aber wenigstens frieren wir nicht. Gegen Morgen geht ein starker Regen nieder. Beim Aufstehen ist für zwei unserer kleinen Gruppe klar: Wir gehen keinen Schritt höher und in diesen Betten schlafen wir auch keine zweite Nacht! Aber oh Wunder, niemand hat Muskelkater – diese Sättel sind wirklich super. Es regnet und dicker Nebel steigt aus dem Tal. Keine guten Voraussetzungen für den Weiteraufstieg. Simon hat ein Feuer für den Morgenkaffe angemacht und wir wärmen uns ein bisschen. Vom lukullischen Frühstück unserer Schlummermutter träumen wir bloss. Wir hätten um 7.00 Uhr starten sollen, weil wir 8 Stunden im Sattel brauchen, um an den, auf 3000 m liegenden See, und wieder zurück zur Hütte zu kommen. An diesem Tag ist es nicht mehr möglich. So beschliessen wir, dass wir auf den Aufstieg verzichten und alle zusammen wieder ins Tal reiten. Die Sonne kommt und taucht die Herbstlandschaft in wunderbare Goldtöne. Aber es ist nass und glitschig. Nicht daran zu denken, beim Abstieg zu reiten. Den grössten Teil des Rückwegs führen wir die Pferde und rutschen und stolpern mit ihnen die 1500 Meter wieder hinunter. Auch das hätten wir unseren alten Knochen und den operierten Knien niemals zugetraut. Das letzte Stück können wir wieder reiten und machen deshalb gar keine schlechte Figur beim Eintreffen am Parkeingang. Die Freude und der Stolz sind gross. Wir umarmen uns lachend – überglücklich wieder gesund im Tal zu sein.
2. Übernachtung: Hotel Pension Irma

 

10. Tag: Wanderung im Lagodechi-Nationalpark
Heute hat unsere Schwester Christine Geburtstag und wir hören Happy Birthday auf Georgisch! Unsere Schlummermutter singt es aus vollem Hals und hat einen hübschen Frühstückstisch mit Blumen hergerichtet. Grosses haben wir nicht vor. Wir lassen uns von einem Taxi in einen anderen Teil des Lagodechi-Parkes fahren und unternehmen eine kleine Wanderung durch flaches Gelände. Unser Reise Know-How Führer verspricht einen alten Obstgarten und eine Festung. Der Obstgarten ist irgendwie verschwunden und zur Festung ist es uns dann doch zu weit, schliesslich haben wir einen Ruhetag verdient. Wir streifen einfach durch die Natur und beobachten was da alles wächst. Wir finden, Heinbuchen, riesige Nussbäume und Persimonen (die Wildform des Kakibaumes), Stechapfel, Riesenheuschrecken und vieles mehr. Nach der abgemachten Zeit holt uns der Taxifahrer wieder ab. Unsere Wäsche vom Treckking flattert frisch gewaschen an der Leine. Mit Bedauern speisen wir das letzte Mal im malerischen Gärtchen unserer Wirtin.
3. Übernachtung:Hotel Pension Irma

 

11. Tag: Wehrkirche Gremi und Weingut Schuchmann,

Wie abgemacht und sehr pünktlich holt uns Georgi, unser neuer Fahrer ab. Im grossen, 8-Zylinder Toyota sitzen wir prima. Auch schwierigstes Gelände meistert der Wagen problemlos. Mit Georgi werden wir die nächsten10 Tage durch Georgien reisen. Die Wehrkirche Gremi (UNESCO-Welterbe) befindet sich beim gleichnamigen Dorf auf dem Weg von Telawi nach Kwareli. Gremi wurde 1466 zur Hautstadt der Region Kachetien ernannt. Ruinen einer Karawanserei, öffentlicher Bäder und eines Palastes sind noch heute zu sehen. Die Festungsanlage thront imposant auf einen kleinen aber weithin sichtbaren Felsen. An den kleinen Marktständen vor der Festung kaufen wir die ersten

georgischen Trauben. Jetzt fahren wir durch Weinbaugebiet. Georgien versteht sich als Wiege des Weins. Seit über 6000 Jahren wird Wein angebaut. Die Ernte ist im vollen Gang und überall sehen wir Lastwagen voller Trauben. Wir hoffen, dass wir bei der Ernte helfen können und beeilen uns deshalb ein bisschen um möglichst bald im Weingut Schuchmann anzukommen. Hier erwartet uns ein kleiner Schock: Alles ist neu, perfekt und geschniegelt – kaum jemand nimmt Notiz von uns und das Gebäck müssen wir selber ins Zimmer schleppen. Welch ein Unterschied zur Gastfreundschaft unserer georgischen Mamma! Das Weingut ist sehr gekonnt von einem deutschen Investor renoviert worden. Die Zimmer neu und grosszügig, aber irgendwie haben wir uns das alles ganz anders vorgestellt. Dass wir hier mithelfen können ist wohl illusorisch, wir hätten die vielen Taglöhner wohl ziemlich in Verlegenheit gebracht. Eine junge Mitarbeiterin des Weingutes spricht ausgezeichnet deutsch und führt uns durch die ganze Weinproduktion. Typisch für Georgien ist die Gärung in Tongefässen, die in der Erde vergraben sind, die Kwewris. In einem grossen Keller wird dieses Verfahren noch angewendet. Ansonsten ist die Produktion hochmodern. Dank unserer Führerin können wir auch kurz mit den Weinbauern sprechen, die Tonnen von Trauben auf den abenteuerlichsten Gefährten herbeifahren: „ Ja, die Ernte war sehr gut dieses Jahr und ja, viel Arbeit für wenig Geld! Bei der anschliessenden Degustation werden wir nicht so richtig warm mit dem angeboten Wein, er ist uns viel zu erdig und herb. Aus lauter Zufall treffen wir Hans Buhr auf dem Weingut. Hans ist Deutscher und hat in Tbilisi ein Reisebüro. Er hat uns bei der Organisation der Reise geholfen. Er kann unsere Vorbehalte gegenüber dem Weingut Schuchmann nicht nachvollziehen. Eben ist er mit einer kleinen Reisegruppe angekommen. Mit ihnen ist er einige Tage im Kaukasus mit einer Schafherde mitgelaufen und alle freuen sich über den unverhofften Komfort. Trotzdem hilft er uns die gebuchte 2. Nacht zu stornieren und in Tbilisi die Verlängerung zu organisieren.

Gegen Abend setzen wir uns in den Garten und lesen uns aus dem Wieser Büchlein “Georgien“ Geschichten vor. Jetzt wird sie wieder wach, dieses Sehnsucht, nach diesem uralten, abenteuerlichen Land mit seinen Handels- und Heeresstrassen, nach dieser herzlichen Gastfreundschaft und diesen gewaltigen Bergen.
Übernachtung: Weingut Schuchmann
Restaurant: Im Hotel. Ausgezeichnete georgische Küche.

 

12. Tag: Signachi, Kloster Bodbe, Kloster Dawit Garedscha, Tbilisi/Tiflis

Wir haben jetzt einen ganzen Tag gewonnen und können uns unterwegs Zeit lassen. Unser erstes Ziel ist das alte Städtchen Signachi . Es liegt ca. 120 km östlich von Tbilisi. Das Zentrum von Signachi erfuhr 2007 eine Generalüberholung, Die Fassaden der Häuser wurden ebenso instand gesetzt wie die Stadtmauer und die wunderschön geschnitzten Holzbalkone. Hier hätten wir gerne mehr Zeit gehabt. Es lohnt sich hier zu übernachten. Kaum 3 km von Signachi liegt das Frauen-Kloster Bodbe, eine der heiligsten Stätten Georgiens. Innerhalb der Klostermauern steht in einem Garten die Himmelfahrtskirche aus dem 6./7. Jh. Vor allem die Kapelle der heiligen Nino und die heilige Quelle sind das Ziel der Gläubigen. Wir sind erstaunt wieviel junge Menschen hier sind und andächtig in der Kirche verweilen, beten und Kerzen anzünden.

Der Charakter des Klosters Dawit Garedscha ist ein völlig anderer. Es ist ein uraltes Felsenkloster und  weit abgelegen. In der ersten Hälfte des 6. Jh. kamen 13 syrische Missionare nach Georgien. Sie wurden vom heiligen Johannes geführt. Einer der Missionare, der heilige Dawit zog sich in die Halbwüste im Südosten Georgiens zurück. Nach seinem Tod wurde sein Grab zu einer Wallfahrtstätte. Um das Kloster zu erreichen, fahren wir stundenlang durch karges Grasland - mehr Steinwüste als Steppe aber faszinierend schön. Dazwischen ausgetrocknete Salzseen, die, wie mit Schneekristallen überzogen funkeln. Zu unserem Erstaunen sind wir vor Ort, nicht allein. Trotz der holperigen Naturstrasse ist reger Verkehr. Auch eine japanische Reisegruppe hat es bis hierher geschafft. Das Kloster wird heute wieder von Mönchen bewohnt und ist nur teilweise zugänglich. Ein Trampelpfad neben der Klostermauer führt steil nach oben zu den oberen Kirchen darunter das Kloster Udabno, das für seine Fresken und Ikonenmalereien berühmt ist. Den Weg dorthin muss man sich aber verdienen.

So, jetzt möchten wir endlich die Hauptstadt sehen, von der wir schon so viel Gutes gelesen haben. Es nimmt kaum ein Ende mit diesen Holperstrassen auch in Richtung Tbilisi nicht. Unser Fahrer und das Auto sind echt gefordert. Da plötzlich, ein riesiger Bartgeier kreist majestätisch über dem kargen Land. Mit Tieren sind wir auf dieser Reise wahrlich nicht verwöhnt, deshalb ist die Freude gross. Der Südosten ist ganz offensichtlich die falsche Seite um sich der Hauptstadt zu nähern. In der tristen Landschaft ragen zwei Kühltürme eines AKW’s in den Himmel. Ein dichtes Gewirr an Drähten überzieht das Land. Dazwischen Industrieruinen und tristeste Plattenbauen, viele davon so verlottert, dass man ernstlich um die Bewohner fürchtet. Das geht viele Kilometer so und ziemlich plötzlich sind wir mitten im Zentrum. Es war ein langer Tag, wir sind müde. Zum Glück ist die Fussgängerzone der Altstadt mit ihren vielen Restaurants kaum 100 m entfernt. Malerisch und gemütlich ist es in den engen Gassen und wir treffen unsere Wahl ganz intuitiv.
Übernachtung: Hotel Kopala. Vorsicht, es gibt 3 Hotels (die alle zusammengehören) mit diesem Namen. Wegen der Umbuchung müssen wir die Erste Nacht mit dem dunklen, leicht schmuddeligen Kopala vorlieb nehmen und können erst am nächsten Tag ins Haupthotel wechseln. Auch dieses Hotel ist in die Jahre gekommen. Aber die Lage im Zentrum auf einem hohen Felsen, mit bester Sicht auf die Stadt ist sehr gut. Das Restaurant im obersten Stock bestens zu empfehlen. Das 3. Kopala liegt unten am Fluss und ist wegen nächtlichem Musik-Lärm im nahen Park nicht zu empfehlen.
Restaurant: Cafe organic; frische, gute Qualität, aufmerksamer Service. Ob es wirklich Bio ist können wir nicht beurteilen. Wir sind sehr zufrieden.

 

13. Tag: Tbilisi
Tbilisi liegt in einem Talkessel zu beiden Seiten der Mtkwari. Dieser Talkessel schützt die Stadt vor den starken Herbststürmen und ist gleichzeitig der Grund für die drückende Hitze im Sommer. Malerisch und bunt ziehen sich Häuser mit filigran geschnitzten Veranden die Talhänge hoch. Auf der linken Talseite wird die Stadt von der mächtigen Narikala Festung, der Seilbahnstation, einer riesigen Frauenstatue und dem ziemlich unbescheiden wirkenden Glaspalast des neuen Präsidenten überragt. Ein Viertel aller Georgier lebt in Tbilisi und geniesst den Charme ihrer Hauptstadt. Heute lernen wir Tenno, unseren Stadtführer kennen. Er ist 21 Jahre alt, spricht 5 Sprachen und ist Reiseführer, Unternehmer und Student in einem. Damit steht er für denjenigen Teil der jungen, georgischen Bevölkerung, deren Gestaltungs- und Leistungswillen kaum Grenzen kennt. Er spricht sehr gut Deutsch und mit ihm haben wir spannende Diskussionen. Er führt uns zu den bekanntesten Plätzen der Stadt: Durch die Altstadt zum Freiheitsplatz (Puschkin Platz). Das Rathaus mit seiner prächtigen Fassade, dient nicht mehr der Verwaltung sondern ist nun ein Konsumtempel teurer Marken. Wir schlendern den berühmten Rustaweli Boulvard hoch. Er ist die Flaniermeile der Stadt, gesäumt von mächtigen Palästen, Theatern, Universität und Wohnhäusern im Stil des Klassizismus, des Jugendstils und des Barocks. Am Rustaweli Bouvard finden wir in einem Hinterhof die tolle Buchhandlung Prosperos mit einem sehr guten Angebot in englischer Sprache für Reisende. Das braucht Zeit. Schliesslich wollen wir für unsere Kunden so viele Informationen wie möglich zurückbringen. Zum Glück gehört zur Buchhandlung ein gemütliches Lesekaffee mit kleinen Snacks. Zurück fahren wir mit der Metro. Stolz zeigt Tenno uns das hochmoderne Zahlsystem für den öffentlichen Verkehr: Magnetkarte an die Eingangsschranke halten – fertig. Automaten an denen man eine Karte lösen und mit Bargeld oder Kreditkarte laden kann, gibt es alle paar Meter. Alles läuft (zumindest in der Stadt) elektronisch, Handys sind omnipräsent. Der Zugang zu den Zügen führt 120 m steil nach unten in den Bauch der Stadt. Tenno zeigt uns nicht nur Schönes und Berühmtes sondern führt uns auch durch Quartiere, die am Zusammenfallen sind. Leider gibt es viele davon. Es ist unglaublich, in was für verfallen Häusern hier noch Menschen wohnen. Tennos Lieblingsgebäude, das er retten möchte, ist eine kleine, versteckte Karawanserei, die er uns begeistert zeigt. Ob wir nicht investieren möchten? Das ist in Georgien ganz einfach. Verträge abschliessen oder Firmen gründen dauert keinen Tag. An jeder Ecke hat es ein Notariat. Trotzdem lehnen wir dankend ab. Bei einem kleinen staatlichen Marionetten-Theater mit einem sehr originellen Turm und Café Sanssoucis (dem Lieblingsort von Tenno) geniessen wir beste georgische Küche, guten Wein und gute Tischgespräche. Dabei kommen wir auch auf den Goldschatz von Villa zu reden, bei dessen Bergung der Vater von Tenno offenbar eine wichtige Rolle spielte. Also ist das Nationalmuseum unsere nächste Station, wo der Schatz als temporäre Ausstellung zu sehen ist. Wir sind etwas enttäuscht, der grössere Teil des Schatzes ist gerade nicht zugänglich und das übrige Museum ist eher bescheiden. Interessant ist die Ausstellung über Frühmenschen.
Restaurant: Mittag Café Sanssoucis beim Marionettentheater
Restaurant: Abend: Hotel Kopala, Dachrestaurant: Wunderbare Sicht auf die Stadt und bis in den Kaukasus. Ausgezeichnete Küche. Für die Terrasse ist es leider zu kalt.

 

14. Tag: Tbilisi
Heute zeigt uns Tenno einen weiteren Teil seiner Stadt. Wir fahren mit der kleinen Seilbahn hoch und geniessen den Ausblick über die Stadt. Zur Kartis Deda, der Mutter Georgiens, einer 20 Meter hohe Aluminiumstatue, mag uns Tenno nicht führen, er findet sie bloss hässlich – wir auch. Wir wandern hinunter in die Stadt vorbei am schönen botanischen Garten und gepflegten Wohnquartieren zu den alten Schwefelbädern von Abanotubani Tbilisi heisst auf Georgisch“ Quelle““ und noch heute sprudeln an den Nordosthängen heisse Quellen mit kohlensäurehaltigem Schwefelwasser aus dem Berg. Von den wenig verbliebenen Bädern sind viele privat. Ein Besuch dieser unscheinbar aussehenden Kuppelbauten ist bei müden Füssen oder beginnender Erkältung bestens zu empfehlen. Wir ziehen jedoch den Stadtrundgang vor. Tenno ist es ein grosses Anliegen uns die Zminda-Sameba Kathedrale, den grössten Sakralbau Transkaukasiens zu zeigen. Allein das Kreuz auf der Kuppel ist 7 Meter hoch! Es ist ein gewaltiger Bau, der zwischen 1995 und 2004 hochgezogen wurde. Wieder überrascht uns die Religiosität der jungen Georgier. Heiraten ohne Kirche? Unmöglich, warum soll man sich so etwas Schönes nehmen lassen? Die georgische Kirche kennt jedoch ein originelles Heiratsmodell: Man geht festlich angezogen, zur Trauung in die Kirche. Während der Trauerzeremonie stoppt man den Priester an einer bestimmten Stelle und die Zeremonie wird unterbrochen. Von jetzt an darf das Paar zusammenleben. Funktioniert das Zusammenleben einige Monate, geht man wieder in die Kirche für das gleiche Zeremoniell, diesmal wird der Priester jedoch nicht unterbrochen und die Trauerzeremonie wird abgeschlossen. Von nun an ist das Paar verheiratet. Das ist ziemlich lebensnah, finden wir.
Als Abschluss des Tages möchten wir noch ein paar Souvenirs für die daheim gebliebenen kaufen. Das ist nun echt schwierig. Wir haben die Wahl zwischen Handgestricktem, Filzarbeiten, einem riesigen Angebot an Wein, billigen Souvenirs und Teppichen. Auch auf den Strassenmärkten und in den wenigen Antiquitätenläden finden wir nichts Passendes. Mit so wenig sind wir noch kaum je nach Hause gekommen.
Restaurant: Black Lion. Ein origineller, alter Weinkeller mir vorzüglichem Essen. Unbedingt reservieren. Es gibt nur einige, wenige Tische.

 

15. Tag: Heeresstrasse nach Stapanzminda und Kasbegi
Die kürzeste, beschwerlichste und zugleich gefährlichste Route über den grossen Kaukasus wurde schon von römischen Legionen benutzt. Mit dem Anschluss Georgiens ans zaristische Russland (1783) wurde die Strasse unter grossen Strapazen zur Heeresstrasse ausgebaut, wobei die russischen Truppen für die Passage von Wladikawkas nach Tbilisi fast einen Monat benötigten (207 km). Heute ist die Strasse gut ausgebaute und eine wichtige Verkehrsverbindung für den Güterverkehr. Sie folgt dem Flusslauf der Argawi und des Tergi.
Tbilisi in nordwestlicher Richtung zu verlassen ist sehr viel attraktiver als im Südosten. Moderne Wohnviertel und Industriebauten prägen das Stadtbild. Rasch sind wir in einer schönen, herbstlichen Landschaft und erreichen die Festung Ananuri am Stausee von Shinwali. Die Festung bestand einmal aus zwei Baukomplexen, aber nur die Oberburg mit der Himmelfahrtskirche, ist erhalten, da der untere Teil und das gleichnamige Dorf im Stausee versunken sind. Die Strasse beginnt zu steigen, die Landschaft wird gebirgiger, wir erreichen Gudauri,auf 2200 Metern Höhe. Gudauri ist der wichtigste Wintersportort Georgiens, wirkt auf uns verwöhnte Schweizer aber nicht sehr attraktiv. Vieles ist etwas heruntergekommen. Das neue und recht attraktive Hotel Marco Polo ist fast als Einziges geöffnet und serviert uns ein gepflegtes, kleines Mittagessen. Ein dröhnend landender Helikopter bläst uns fast davon. Helisking ist hier im Winter sehr gefragt.
Kurz nach Gudauri fällt auf der linken Seite eine gewaltige Aussichtsplattform mit riesigen Mosaiken auf. Von der Plattform aus hat man einen prächtigen Ausblick in das Tal der weissen Aragwi. Nun nähern wir uns dem höchsten Teil der Heerstrasse dem Kreuzpass. Landschaftlich hätten wir jetzt auch auf dem Julier sein können, die Verwandtschaft fällt uns allen auf. Aber wo ist nun endlich der berühmte Kasbegi? Georgi lacht, weil wir immer wieder auf einen Berg zeigen und fragen, ob er das nun ist. Erst kurz vor Stepanzminda zeigt er sich endlich: Der Kasbegi, einer von mehreren Fünftausender im grossen Kaukasus. Majestätisch, mit einer Gletscherkuppe bedeckt, überragt er die Landschaft. Der Sage nach wurde Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte, von Zeus zur Strafe an diesen Berg geschmiedet. Die Heiligkeit des Berges ist den Georgiern so wichtig, dass eine russische Seilbahn dahin wieder abgerissen wurde. So einen Berg muss man gesehen haben, ganz davon zu schweigen, dass hier in der Gegend auch der Eingang in den Hades sein soll!

Jetzt freuen wir uns auf die Wanderung zur Zminda Sama Kirche die ca. 300 Meter über Stepanzminda auf einem Berg thront. Es sind gut 1 1/2 Stunden durch eine wunderbare Herbstlandschaft mit Birkenwäldern. Auf dem Weg durch den oberen Dorfteil haben wir Einblick in die kargen Wohnhäuser und kleinen Gärtchen. Viele sind verlassen. Es ist nicht einfach hier ein Auskommen zu finden. Der bequemere Teil unserer kleinen Gruppe macht den Weg mit dem Auto, kommt aber nur sehr langsam voran, weil die Strasse extrem schlecht, und an einzelnen Stellen auch für Offroader kaum passierbar ist. Die schöne Zminda Samba Kirche (Heilige Dreifaltigkeitskirche) stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist heute wieder ein Wallfahrtsort. Sie ist klein, mit alten Fresken bemalt und hat eine wunderbar ruhige, feierliche Ausstrahlung. Gerne verweilt man etwas länger, auch wenn man stehen muss. In Georgien steht man beim Gottesdienst Sitzgelegenheit sind rar, Sitzbänke wie bei uns haben wir nirgends gesehen.

Unterkunft und Abendessen: Rooms Hotel Kazbegi; Eine riesige Überraschung. Ein ganz eigenwilliges Designer-Hotel mit einem phantastischen, riesigen Leseraum, einer gewaltigen Terrasse mit Blick auf den Kazbegi und einem kleinen Casino. Georgi kennt das Hotel, hoch oben am Hang. Hierher kommt man zum Ausspannen, lesen, spielen und vielleicht (er lacht) auch zum Wandern. Die Zimmer sind modern, vieles aus Holz und alles sehr originell. Das Frühstücksbuffet ist sensationell üppig. Da hätten wir es gut ein paar Tage ausgehalten.

 

16. Tag: Stepanzmina – Tbilisi
Wir wollen bis zur russischen Grenze durch die Schlucht fahren und natürlich den Eingang zum Hades entdecken. Georgi ist skeptisch fährt mit uns aber ausdauernd durch holprigstes Gelände, natürlich ohne Resultat. Na ja, wirklich ernst haben wir es nicht gemeint, aber die karge, fasziniere Bergwelt mit ihren vielen Tälern und Kluften lädt richtig ein zum Suchen. Die Strasse durch die Schlucht wird holprig und staubig. Eine riesige Steinlawine ist hier letztes Jahr niedergegangen und grosse Baumaschinen sind am Flicken. Die Lastwagen stauen sich vor der Grenze und wir sind froh wieder umkehren zu können. Rückfahrt nach Tbilisi.
Unterkunft: Hotel Kopala. Jetzt sind wir im richtigen Kopala und geniessen auf unseren schönen Holzbalkonen den Blick auf die alte Stadt.
Restaurant: Jardin 12. Ein originelles Lokal, dass sich ganz dem Jazz verschrieben hat (Jeden Freitag live). Wir sitzen trotz Regen draussen auf bequemen Sofas und geniessen einmal mehr eine georgische Tafel, auf unseren speziellen Wunsch mit Spagetti als Beilage.

 

17. Tag: Tbilisi , Tagesausflug nach Dmanisi
Ein weiter Höhepunkt unserer Reise steht auf dem Tagesplan: Dmanisi, eine einzigartige archäologische Fundstätte. Sie liegt in einer wunderbaren Landschaft auf einem hohen Felsensporn, zusammen mit dem Sioni-Sameba-Kloster, dessen Basilika aus dem 7. Jahrhundert stammt und mit einem prunkvollen Westportikus versehen ist. Der freundliche Mönche, der uns die Anlage zeigt, weist auf ein unauffälliges Loch seitlich an der Decke des Portikus:“ Dort ist ein Hohlraum in dem bis zu 60 Menschen ein Versteck fanden“ –kaum zu glauben! Knapp 100 Meter weiter ist der Eingang zur Ausgrabungsstätte mit Museum. Schicht über Schicht haben hier unterschiedlichste Zivilisationen wichtige Spuren hinterlassen. Was Dmanisi aber so berühmt gemacht hat, sind die Funde von 1991 und später. Es konnten 50 Skelette, aber auch Artefakte aus Stein und Gebrauchsgegenstände aus der Epoche von vor 1.8 Millionen Jahren freigelegt werden. Dazu vier Schädel von Hominiden. Das war eine wissenschaftliche Sensation, die der georgische Grabungsleiter mit leuchtenden Augen auf einem Video erzählt. Seine Begeisterung über das Einmalige dieser Funde und dass gerade Georgien die ältesten Hominidenfunde Europas hat, ist so ansteckend, dass wir das Video gleich zweimal angeschaut haben.
Mehr aus Zufall entdecken wir in Bolnisi eine schön renovierte Mühle, die Hotel und Restaurant ist(German Mill, Bolnisi) und in der wir gut essen. Der deutsche Geschäftsführer erzählt uns Einiges über die Vergangenheit dieser Gegend. Bolnisi wurde 1818 als Katharinenfeld  gegründet. Ab ca. 1830 wurden hier Deutsche unter dem Schutz und mit Privilegien der russischen Zarin angesiedelt. Sie hatten Erfolg. Späteren Generationen wurde dann Schritt für Schritt wieder weggenommen was sie erarbeitet hatten. Schlimm wurde es, als 1921 die Rote Armee Georgien besetzte. Die Diskriminierung führte 1923 zu einer Hungersnot. 1941 wurden alle Kaukasiendeutschen, die nicht mit Georgiern verheiratet waren, nach Sibirien und Kasachstan deportiert. Fast 6.000 Menschen mussten die Stadt verlassen. In der ganzen Gegend sind alle Ortstafeln auch heute noch deutsch angeschrieben.
Die Sioni-Kirche (einige Kilometer von Bolnisi entfernt), gilt als die erste echte Basilika auf Georgischem Gebiet und ist ein hervorragendes Beispiel für den frühchristlichen Kirchenbau. Berühmt sind die georgischen Inschriften an der Kirche. Sie sind zusammen mit denen aus Betlehem die ältesten historischen Belege der georgischen Schrift. Rückfahrt nach Tbilisi.
Übernachtung und Abendessen: Hotel Kopala

 

18. Tag: Tbilisi - Kutaisi, Kirche von Gelati, Naturschutzpark Sataplia
Wir verlassen das malerische Tbilisi endgültig. Es sind über 300 km nach Kutaisi und wir geniessen die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft. Kurz vor Mittag treffen wir in der Stadt Irma, unsere neue Führerin. Sie spricht ausgezeichnet Englisch und ist Ärztin, die mangels Job nie praktiziert hat. Wir fahren los nach Sataplina.(Honigplatz) Die Wälder des Naturschutzparkes ziehen sich über den ganzen Sataplia, einen erloschen Vulkan. Vor Millionen von Jahren haben hier in einer Meeresbucht Dinosaurier ihre Fussabdrücke hinterlassen. Der Rundgang kann nur mit lokalem Führer gemacht werden. Dieser führt uns zu den gut sichtbaren Saurierspuren und weiter in eine illuminierte Karsthöhle, deren Alter auf 30 Millionen Jahre geschätzt wird. Es ist nicht die grösste oder schönste Karsthöhle, die wir je gesehen haben, aber interessant beleuchtet und durchaus einen Besuch wert. Anschliessend spazieren wir zur Aussichtsplattform hoch und haben einem fantastischen Blick über die Landschaft und auf Kutaisi. Von weitem sehen wir Kloster, Kirchen und Akademie von Gelati.(UNESCO-Welterbe) unser nächstes Ziel. Kloster und Akademie wurden in den Jahren 1106-25 von König Dawit dem Erbauer errichtet. Unsere Führerin nennt ihn“ unseren geliebten König Dawit“. Schon bald hatte die Akademie Erfolg und gab dem georgischen Geistesleben Auftrieb. Nicht umsonst wird diese Epoche das „Goldene Zeitalter Georgiens“ genannt. Der Ort ist eindrücklich. Einstimmig der schönste sakrale Platz den wir auf unsere Reise besucht haben. Dank den Vorgaben der UNESCO und den internationalen Geldgebern, werden zurzeit die hässlichen Blechdächer durch wunderschöne, grün glasierte Ziegeldächer ersetzt. Wir verweilen gerne in der ganz speziellen Stimmung dieses Ortes. Eher enttäuscht sind wir vom nächsten UNESCO-Weltkulturerbe, der Bagrati-Kathedrale. Sie ist zwar über 1000 Jahre alt, aber von der ursprünglichen Kirche sind nur ein paar Mauerreste erhalten geblieben. Die Kirche wurde total neu aufgebaut. Interessant und sehr gelungen ist ein hochmoderner Teil der Kirche. Eine der 4 Hauptsäulen und eine Ecke mit Empore sind in die Kirche aus Metall eingefügt worden.
Kutaisi Etwa 700 Jahre vor Chr. wurde Kutaisi als griechische Kolonie gegründet und war über Jahrhunderte die Hauptstadt des Kolchis-Reiches. Die Argonautensage um Jason mit dem golden Fliess spielt in Kolchis. Kutaisi die drittgrösste Stadt von Georgien und im Zentrum von grosszügigen Parkanlagen und prächtigen, klassizistischen Bauten geprägt. Besonders angetan hat es uns der mächtige Kolchisbrunnen mit seinen originellen Figuren.
Bis wir in die Stadt zurückkommen ist es bereits Abend. Wir verbringen einen gemütlichen Abend in einem kleinen Café-Restaurant mit feinem Essen und Musik. Die Pianistin ist eine Wucht. Eine solche Leidenschaft, soviel Schalk und ein so ein virtuoses Spiel auf dem uralten Klavier – sagenhaft.
Übernachtung: Hotel Old Town, nicht gerade das Hotel unserer Wahl, aber für eine Nacht in Ordnung und sehr preisgünstig. Für 2 Doppelzimmer mit Frühstück haben wir total 240 GEL (knapp 100 CHF) bezahlt!
Abendessen: Sehr zu empfehlen. Leider haben wir den Namen des Lokals vergessen. Vom Hotel Old Town gleich um die Ecke in Richtung Cinema, auf der rechten Seite, ein kleines Café. (In Georgien heissen viele Restaurants Café). Die Wände sind übersät mit Zettelchen, weil jeder Gast eine Widmung hinterlässt. Mit der Rechnung bekommt man ein Blatt und eine Stecknadel. Wir haben die Herzdame dort gelassen.

 

19. Tag: Von Kutaisi nach Bakumi
Batumi unsere letzte Station ist die Lieblingsstadt unseres Fahrers Georgi. Er will sie uns unbedingt zeigen. Die Fahrt zur Küste dauert ungefähr zwei Stunden und wir beginnen mit dem botanischen Garten. Leider regnet es, aber ein Besuch lohnt sich unbedingt. Der 114 Hektaren grosse Garten liegt direkt am Meer auf hügeligem Gelände und ist in 9 Zonen unterteilt, die 5000 Arten von Pflanzen zeigen. Es bieten sich fantastische Ausblicke auf die Küste und auf Batumi. Hier kann man sich ohne Probleme einen ganzen Tag verweilen. Ein kleines Besucher-Bähnchen durchfährt den Garten und so können wir komfortabel von Zone zu Zone reisen.
Batumi präsentiert sich modern, mit einzelnen markanten Hochhäusern. Die Stadt erlebt seit Jahren einen Investitionsboom der seinesgleichen sucht. Neue Hochhäuser säumen zu Dutzenden die Strassen. Der Batumi-Boulevard entlang dem Meer wird ständig verlängert.
Wir fahren zuerst zum Hotel, damit wir etwas ausruhen können. Nach einer kleinen Siesta schrubben wir uns im Hammam des Hotels wunderbar warm und sauber.
Georgi holt uns für eine Stadtrundfahrt ab und hat im Restaurant Kiramala reserviert. Es ist unser letzter Abend und wir freuen uns auf üppiges Mahl. Im Parterre findet ein grosses Bankett statt. Es sieht festlich aus und ist bereits üppig mit Vorspeisen gedeckt. Im ersten Stock ist es noch leer und kahl, und unser Mahl karg. Eigentlich dachten wir, Georgie bestellt uns eine richtig üppige, georgische Tafel, er dachte offenbar, das sei uns wohl zu teuer, weil er eingeladen ist, und so bekommen wir zwar den berühmten Käsefladen und etwas Fleisch am Spiess, das ist es dann aber auch schon. Bis wir das Missverständnis merken, ist unten das Bankett in vollem Gang und oben alles gerammelt voll. Wir hätten Stunden warten müssen. Dafür können wir in aller Ruhe die Georgier beim festen beobachten. Es geht laut und lärmig zu. Wein und Wodka fliessen grosszügig, obwohl neben uns eine Damengesellschaft ist. Georgie erzählt uns vom alten Brauch der Supra, einer üppigen Tafel, bei der es einen sogenannten Tischmeister (Tamada) gibt, der das Geschehen am Tisch lenkt und zahlreiche Trinksprüche ausbringt. Nach jedem Anstossen auf den neuen Trinkspruch werden die Gläser (früher Kuhhörner) ausgetrunken. Mindestens vom Tamada wird erwartetet, dass er bis zum Schluss durchhält.
Übernachten: Hotel Divan suites. Es ist ein sehr schönes, elegantes Hotel mit wunderbarem Frühstücksbuffet. Zentral gelegen, jedoch keine Sicht aufs Meer.
Abendessen: Up &Down (Kiramala) Ein auf dem Kopf stehendes Haus. Bei Georgiern sehr beliebt, wenn auch für georgische Verhältnisse teuer.

 

20. Tag: Bakumi, Nobel-Museum, Gonio-Apsarus Museum und Heimreise
Es ist Sonntag, schönes Wetter und wir lassen uns mit einem Taxi an den Stadtrand zum Nobel Technical Museum fahren. Das Museum ist in einer kleinen, von Nobel erbauten, klassizistischen Villa untergebracht. Es bewahrt die Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit Batumis. Vor hundert Jahren wurde hier ein Fünftel des Erdöls weltweit umgeschlagen. Batumi war ein mondäner, luxuriöser Ort. Um 1880, in der Zeit des ersten Ölbooms verdienten die Brüder Nobel viel Geld mit dem Bau notwendiger Infrastrukturen und dem Handel mit Erdöl. 1892 verliess die «Murex», der erste moderne Öltanker der Welt, den Hafen Batumi. Das nach einer Purpurschnecke benannte Schiff hatte vom Versicherer Lloyd’s die höchste Sicherheitsstufe bekommen und durfte deshalb den Suezkanal durchqueren, um den asiatischen Markt zu erobern. Es war der Beginn der heute zweitgrössten Handelsgesellschaft der Welt, Shell. Im Museum steht einer der alten Kanister mit dem ursprünglichen Shell-Logo. Bis heute werden alle Shell-Tanker nach Muscheln benannt.
Georgi ist extra über Nacht geblieben, um uns zum Flughafen zu fahren und uns noch eine weitere Sehenswürdigkeit von Batumi zu zeigen. Rund 15 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt das Gonio-Apsarus Museum. Diesmal tauchen wir in die griechisch-römische Vergangenheit der Region ein. Das Museum liegt innerhalb einer römischen Festung aus dem 2. Jahrhundert nach Christi.

Herzlich verabschieden wir uns von Georgi und danken ihm für seine meisterlichen Fahrkünste, die grosse Hilfsbereitschaft, seine immer gute Laune und müssen ihm natürlich versprechen, dass wir wieder kommen.
Unsere Reise geht definitiv dem Ende zu. Sie war für uns ein toller Erfolg. Wir sind voller Bilder, Eindrücke und Geschichten, die uns als schöne Erinnerungen noch lange begleiten werden.


 

Anfang der Reise siehe Beitrag „Aserbeidschan“ ...»



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